Geheimlehre und Heiliger Gral das Vermächtnis der Templer

Es ist viel über die Geheimlehre der Templer und den Heiligen Gral spekuliert worden. Dabei hat man übersehen, dass sie noch heute für alle deutlich sichtbar vor uns liegt, gemäß der zentralen Botschaft des Christus, die besagt: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!“

Die Vereinigung der Idee des Priesters und des Kriegers findet zunächst im Emblem des Ordens seinen Ausdruck, das zwei Reiter auf einem Pferd zeigt. Im mittelalterlichen Europa gab es für den Menschen nur zwei Wege, mit denen er seinen Platz an der Spitze der Gesellschaft behaupten konnte: der Weg des Mönches, der ein nach Innen gerichteter Pfad ist, idealerweise ein Leben der Entbehrung und Zurückgezogenheit, oder der Weg des Ritters, um in der Welt zu handeln. Die Templer führen erstmals ein neues und in all seinen Auswirkungen revolutionäres Konzept ein, in dem sich beide Wege zu einem einzigen aktiven und zugleich spirituellen Weg verbinden.

Die Lehre des Ordens kommt auch durch andere äußerlich sichtbare Veränderungen zum Ausdruck. So entsteht nicht zufällig zusammen mit der Bewegung der Templer eine neue Architektur und eine neue Kunstform: die Gotik und die Gralsliteratur. Beide sind verbunden mit der Entfaltung des Ordens und der Ausdehnung seines Einflusses in ganz Europa.

Die gotischen Kathedralen, zum Beispiel, zeigen eine bis dahin nicht für möglich gehaltene, in die Höhe gerichtete Architektur, die mächtige und lichtvolle Elemente in sich vereint. Sie symbolisiert das Streben des Menschen hin zu erhabenen Geisteshöhen, um sich an der Idee des Göttlichen zu sättigen. Die mysteriösen Darstellungen an ihren Fassaden, alchemische Symbole der Umwandlung, geheimnisvolle Labyrinthe und die besonderen Maße ihrer Baumodule, die erstaunliche mathematisch-musikalische Regeln hervorheben, zeugen von dem umfangreichen Geheimwissen der Templer, das nach ihrem Untergang zum Großteil verloren gegangen ist.

Die Gralsliteratur ist ihrerseits ein offenes Buch für diejenigen, die in der Symbolik ihrer Geschichten und Legenden mehr sehen können, als die plakative Romantik der Erzählung: in ihnen verbergen sich die geheimen Lehren der Umwandlung des menschlichen Bewusstseins hin zu einem göttlichen Bewusstsein. Das Pferd, das Schwert, der König, die Dame, der Kampf, die Reisen, die Eroberung des Heiligen Grals etc… all dies sind Symbole für die Hilfsmittel und Zutaten auf dem Weg der individuellen Befreiung, für die Kräfte und Möglichkeiten, die jeder Mensch in seinem Inneren zur freien Verfügung hat.

Es ist klar, dass eine so offen dargelegte Botschaft über die Befreiung des Menschen den Argwohn und Zorn jener Kräfte heraufbeschworen musste, die seit jeher von seiner Unterjochung profitieren.

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